Festival von 08. – 22. November 2017
DAMENBESUCH
von Savyon Liebrecht
Aus dem Englischen von Dagmar Schwarz, Deutschsprachige Erstaufführung, Einrichtung: Susanne Höhne
Ensemble
Tania Golden – Pnina
Dagmar Schwarz – Raya
Jaschka Lämmert – Roni
Michael Smulik – David
Eduard Wildner – Gershon
Einführende Worte:
Frau Talya Lador Fresher (Botschafterin des Staates Israel in Wien), Herr Mag. Peter Florianschütz (Gemeinderat, SPÖ Wien, Präsident der Österreichisch-Israelischen Gesellschaft)
Anschließend: Savyon Liebrecht im Gespräch mit Sharon Nuni.
DAMENBESUCH ist eine Komödie über zwei Holocaust-Überlebende und deren Kinder. Es spielt 1992 in Tel Aviv während des Golf-Krieges. Der israelische Staat hat Gasmasken an die Einwohner von Tel Aviv ausgegeben, welche die Generation der Holocaust-Überlebenden an den Holocaust erinnern. Der Überlebende Gershon ist seit kurzem verwitwet und bringt seine Tochter Roni, Anwältin und alleinerziehende Mutter eines kleinen Buben zur Verzweiflung und an ihre Grenzen. Cousine Pnina will Gershon mit der ebenfalls kürzlich verwitweten Raya, verkuppeln. Die Verwicklungen beginnen. Außerdem bekommt Gershon Damenbesuch…
Die meisten Holocaust-Überlebenden haben nach 1945 in Palästina Zuflucht gesucht und ihren Beitrag zum Aufbau des Landes Israel geleistet. Sie, ihre Kinder und Enkel sind ein wesentlicher Teil der Bevölkerung Israels. Savyon Liebrecht bricht mit ihrer Komödie Tabus.
Im August 1990 hat der Irak Kuweit überfallen und hat damit gedroht Israel mit Nichtkonventionellen Waffen anzugreifen. In der Nacht vom 17. auf den 18. Jänner 1991 hat eine internationale Koalition unter der Führung der U.S.A. den Irak angegriffen. Als Antwort feuerte der Irak Raketen auf Israel. Diese Angriffe haben Tod und Verletzungen hervorgerufen und viel Zerstörung an Häusern und Besitz. In diesem Krieg waren zum ersten Mal Zivilisten das Ziel. Jeder erwachsene Israeli hat eine Gas-Maske bekommen. Jede Familie dichtete die Fenster eines Zimmers mit Plastikbändern ab, und wenn der Alarm losgegangen ist, haben sie sich in diesem Raum versammelt und die Gas-Maske aufgesetzt. Ein Monat lang hat jeder Israeli die Gas-Maske mit sich genommen, wo immer er hin gegangen ist, im Falle er sie brauchen sollte. Es gab keinen Krieg in der Geschichte Israels, der die Erinnerung an den Holocaust in einer Art und Weise hervorgerufen hat, wie es der Golf-Krieg getan hat.
Savyon Liebrecht
ÜBER IsraelStückeaktuell3
THEATER IN ISRAEL bildet eine Plattform für die wichtigen Themen des Lebens, sowohl gesellschaftlich-politisch, als auch für die privaten Probleme des modernen, westlichen, laizistischen Individuums. In Österreich und in Europa wird Israel manchmal ausschließlich auf den Nahostkonflikt reduziert. Niemand hier scheint zu bemerken, dass Israel obwohl es in Asien liegt, Teil der europäischen Kultur ist, und daher mit uns Europäern verwandt. Speziell Österreich trägt historische Verantwortung gegenüber Israel. Viele österreichische Holocaust-Überlebende haben in Israel eine Heimat gefunden. Trotz momentan populistischer Rechtsregierung, ist Israel die einzige Demokratie im Nahen Osten.
AUTOR_INNEN sind in Israel geachtete Persönlichkeiten und die Theater sind gut besucht. Spielplan und Darbietung zeichnen sich durch ein breitgefächertes Angebot und ausgezeichnete Qualität aus. Wenn man bedenkt, wie kurz die Zeit ist in der Neuhebräisch gesprochen wird, ist es umso erstaunlicher wie viele internationale Bestsellerautoren und literarische Größen das Land seit der Gründung 1948 hervorgebracht hat.
IsraelStückeaktuell3 zeigt zum dritten Mal in Wien neues Theater aus Israel in deutscher Sprache szenisch gelesen von professionellen Schauspielern. Wie in den Jahren 2012 und 2014 werden zum dritten Mal die AutorInnen nach Wien eingeladen um am Probenprozess teilzunehmen. Die AutorInnen werden bei der Aufführung ihres Stückes anwesend sein und anschließend mit dem Publikum sprechen. Die KünstlerInnen können sich aus nächster Nähe und in ihren Arbeitsmethoden austauschen, ebenso lernt das Publikum die AutorInnen kennen.
DIE AUTOR_INNEN Savyon Liebrecht, Yonatan Calderon, Yonatan Levy werden nach Wien reisen um die ö̈sterreichischen KünstlerInnen kennen zu lernen. Avishai Milstein der Direktor des Beit Lessin Theaters in Tel Aviv und Kenner der israelischen Theaterszene wird nach Wien kommen und mit Hilfe von Filmen eine Einführung in die israelische Theaterlandschaft geben. Theater Drachengasse und Arena Bar Theater und das Simon Wiesenthal Institut für Holocaust- Studien sind Spielorte des Festivals.
Veranstaltungen
08.11.2017 // 20.00 Uhr, Theater Drachengasse
DAMENBESUCH von Savyon Liebrecht
Aus dem Englischen von Dagmar Schwarz
Deutschsprachige Erstaufführung
Mit: Tania Golden, Dagmar Schwarz, Jaschka Lämmert, Eduard Wildner und Michael Smulik
Damenbesuch ist eine Komodie über zwei Holocaustüberlebende und deren Kinder. Es spielt 1992 in Tel
Aviv während des Golf-Krieges. Der israelische Staat hat Gasmasken an die Bürger ausgegeben, welche
die Bürger verwirren und Stoff für die Komödie bringen. Der Holocaustüberlebende Gershon ist seit
kurzem verwitwet und bringt seine Tochter Roni, Anwältin und alleinerziehende Mutter eines kleinen
Buben zur Verzweiflung und an ihre Grenzen. Cousine Pnina will ihn mit der ebenfalls kürzlich
verwitweten Raya, verkuppeln. Die Verwicklungen beginnen. Außerdem bekommt Gershon
Damenbesuch…
Anschließend: Sharon Nuni im Gespräch mit Savyon Liebrecht.
11.11.2017 // 20.00 Uhr, Rabensteig 3
»DU HAST GEWONNEN, PAPA. NICHTS KANN MIT DEM GHETTO KONKURRIEREN.«1
Podiumsdiskussion über die zweite Generation der Holocaust-Überlebenden in Israel und Österreich.
Mit: Savyon Liebrecht, Yonatan Calderon und Susanne Scholl. Moderation: Susanne Höhne
Dagmar Schwarz liest aus “Kahlschlag” von Savyon Liebrecht.
13.11.2017 // 20.00 Uhr, Arena Bar Theater
OH MEIN GOTT von Anat Gov
Aus dem Hebräischen von Gundula Schiffer
Deutschsprachige Erstaufführung
Mit: Tania Golden und Hubsi Kramar
Gott hat eine Krise und braucht eine Therapiestunde. Er sucht Hilfe bei Ela, einer Psychologin. Ela ist
alleinerziehende Mutter eines sechzehnjährigen autistischen Sohnes, die nicht an Gott glaubt. Sie denkt
zuerst G’ ist vom Mossad weil er soviel über sie weiß…
Anschließend: Avishai Milstein spricht über die 2012 verstorbene Autorin Anat Gov.
14.11.2017 // 20.00 Uhr, Arena Bar Theater
UNTER DER HAUT von Yonatan Calderon
Aus dem Englischen von Susanne Höhne
Regie: Bruno Kratochvil
Mit: Jaschka Lämmert, Hannah Binder und Katharina Farnleitner
Das Stück spielt während des Golf-Krieges. Eine junge deutsche Journalistin klopft an die Türe einer
Holocaust-Ümberlebenden und fragt sie über eine geheime Liebesaffäre, die zwischen einer jüdischen
Gefangenen und einer Nazioffizierin stattgefunden hat. Familiengeheimnisse und Fragen über Moral
und Liebe werden in einer stürmischen Nacht an die Bewusstseinsoberfläche gespült. An einem Tag, als
die Häftlinge nach Bergen-Belsen transportiert werden, zieht Ilse Kohlmann die Häftlingsuniform an um
nah bei ihrer Geliebten zu sein.
Anschließend: Publikumsgespräch mit dem Autor Yonatan Calderon.
15.11.2017 // 20.00 Uhr, Arena Bar Theater
EINFÜHRUNG IN DAS ISRAELISCHE THEATER
Einführung in das israelische Theater und Filme über die israelische Theatergeschichte.
Avishai Milstein (Dramaturg des Beit Lessin Theater Tel Aviv spricht über das israelische Theater.)
22.11.2017 // 18.00 Uhr, Theater Drachengasse
GAZA 17 von Yoni Zichotz und Shai Lahav
Nach dem Buch von Shai Lahav “Go To Gaza”
Aus dem Englischen von Peter Graff
In Kooperation mit der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (MUK)
Regie: Estera Stenzel
Mit Studierenden der MUK: Sören Kneidl, Lukas Weiss, Kristóf Gellén, Tobias Resch, Enrico
Riethmüller, Stefan Kuk und Felix Erdmann
Das Stück spielt im zwischen August und September 1989 während der ersten Intifada in Gaza.
Fünf israelische Soldaten haben während des bewaffneten Konfliktes den Befehl auf dem Dach eines
Hochhauses in einem Flüchtlingslager in Gaza als Außenposten auszuharren. Während draußen der
Krieg tobt, sind die jungen Männer auf dem Dach auf sich selbst zurückgeworfen. Die Fünf erfahren vom
Krieg aus dem Funkgerät. Sie sind alle neunzehn Jahre alt und waren Schulfreunde. Eigentlich wären es
sympathische junge Männer. …
22.11.2017 // 20.00 Uhr, Theater Drachengasse
SADDAM HUSSEIN, EIN MYSTERIENSPIEL von Yonatan Levy
Übersetzung: Matthias Nauman
Deutschsprachige Erstaufführung
In Kooperation mit der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (MUK)
Regie: Estera Stenzel
Mit Studierenden der MUK: Eva Maria Schindele, Konstanze Winkler, Teresa Hager, Helena Retz, Zelal
Kapcik, Helena Sigal und Anna Kiesewetter
Yonatan Levy’s Arbeit ist durch wundervoll poetische Texte charakterisiert, die einen Kult-Status unter
seinen Fans erlangt haben. Saddam Hussein ist ein Text der in einer zeremoniösen Prosaform gehalten
ist die einen Blick auf die mysteriöse Persönlichkeit des irakischen Diktators erlaubt. Das Stück beginnt
mit Saddam Hussein, der in einem Bunker auf sein Double wartet, nur einige Tage vor dem Einmarsch
der Amerikaner. Für die Aufteilung der Rollen ist der Regisseur verantwortlich.
Saddam Hussein wurde zum ersten Mal beim Akkofestival 2011 gezeigt wo das Stück 3 Preise gewonnen
hat.
Anschließend: Publikumsgespräch mit dem Autor Yonatan Levy.
BIOGRAPHIEN DER AUTOREN
SAVYON LIEBRECHT wurde 1948 in München als Tochter zweier polnisch- jüdischer Holocaust-Überlebender geboren. Sie ist einer der international bekanntesten Autor/innen des Landes. Aufgewachsen in Israel, studierte sie Literaturwissenschaft und Philosophie in Tel Aviv. Während ihres Militärdienstes begann sie zu schreiben. Sie schreibt Theatertexte, Erzählungen, Romane und Fernsehscripts. Ihre Themen kreisen um Menschen, die von historischen Ereignissen betroffen sind. Ihre Theaterstücke werden überall in Europa gespielt. Savyon Liebrecht wurde in Israel vier Mal zum Dramatiker des Jahres gewählt und erhielt auch viele internationale Preise. „Damenbesuch“ wurde Ende 2016 im Beit Lessin Theater in Tel Aviv uraufgeführt, bekam ausgezeichnete Kritiken und läuft dort nach über 200 Vorstellungen noch immer. Theaterstücke, deutsch: Sieh mich an und sprich, dtschsp. Erstaufführung (Bern, 2006), Sonia Mushkat (Bonn, 2007), Spreche ich Chinesisch? (2007), die Banalität der Liebe, über Hannah Arendt und Martin Heidegger (Bonn, 2007); Prosa: Äpfel aus der Wüste (Erzählungen, 1992), Die fremden Frauen (Roman, 2002), Ein Mann und eine Frau und ein Mann (Roman, 2002), Ein guter Platz für die Nacht sieben (Erzählungen, 2005), Die Frauen meines Vaters (2008).
ANAT GOV Geboren 1987 in Mistelbach, Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Praktikum im Archiv des Österreichischen Filmmuseums, Mitarbeit beim Forschungsprojekt SHOOTING WOMEN am Filmarchiv Austria und Kuratorin des gleichnamigen Programms der Diagonale 2013, Moderation von Filmgesprächen bei der Diagonale und im Metrokino Wien, schreibt als freie Autorin in Wien, zuletzt für die kolik film oder für den Sammelband „Eine eigene Geschichte. Frauen Film Österreich seit 1999“ und seit 2016 auch für die Tageszeitung Der Standard im Ressort Kultur. Inspizientin bei der Produktion „Jedermann“
der Salzburger Festspiele 2018. Seit Eröffnung des Wiener Bronski & Grünberg Theaters 2016 dort als Regieassistentin tätig. Regieassistentin beim Theatersommer Haag 2021, Produktion „Der Zerrissene“ (Regie: Dominic Oley),
Mitarbeit und Ton bei der Produktion „Ödipus“ im TAG (Regie: Alexander Pschill)
YONATAN CALDERON wurde im Dorf Misgav Dov geboren. Er hat den Bachelor in hebräischer Literatur und Kunst von der Ben Gurion University und den Master in Theaterwissenschaften von der Tel Aviv University. Er hat Theaterkritiken für verschiedene Zeitungen geschrieben, und hat als Researcher in der Habima gearbeitet. Er hat zahlreiche Gedichte veröffentlicht. Sein erstes Stück, „Unter der Haut“ basiert auf einer wahren Geschichte und ist das Ergebnis einer genauen Archiv-Recherche. Das Stück handelt von der unmöglichen lesbischen Liebe zwischen einem weiblichen Nazioffizier und einer jüdischen Gefangenen.
YONATAN LEVY wurde 1974 in Montreal (Canada) geboren und studierte Philosophie und vergleichende Religionswissenschaften an der Hebrew University in Tel Aviv. Yonatan Levy ist Stückeschreiber, Regisseur, Schauspieler, Performer, Dichter und Publizist. Er hat außerdem die Waldorfschule in Tiv’on mitbegründet. Seine Texte sind durch ein außergewöhnliches Sprachtalent gekennzeichnet und haben einen einzigartigen Stil, was Sprache und Syntax betrifft – inspiriert von mystischen und rituellen Elementen. Zahlreiche seiner Stücke haben Preise gewonnen.
AVISHAI MILSTEIN ist Stückeschreiber, Theaterdirektor, Übersetzer und Dramaturg. Er ist in Tel Aviv geboren und hat in München studiert. Seine Stücke wurden in Israel und Deutschland gespielt. Sein letztes Stück „Love hurts“ (2015) wurde als israelisch-deutsche Koproduktion realisiert. Regie z.b. an Schaubühne, Badisches Staatstheater, Theater Freiburg, Theater Heidelberg & Theater Ulm (Weltpremiere: „Das schneeverbrannte Dorf“ der österr. Autorin Sybille Schleicher). Milstein ist der Chef-Dramaturg des Beit-Lessin Theaters, wo er die Weltpremiere des Savyon Liebrecht-Stückes „Die Banalität der Liebe“ inszenierte (2009). Er gründete und war der künstlerische Direktor des Notzar Theaters in Israel, des „Open stage“ Festival for modern Israeli plays, IsraDrama, international Festival in Tel-Aviv. Er hat das moderne israelische Theater oftmals repräsentiert, z.B. FIND Festival an der Schaubühne (2007) und Stücke in Heidelberg (2010).