Adressat Unbekannt

von Kressmann Taylor

In unserer zunehmend von Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit geprägten Welt, hat “Adressat unbekannt”, von einer New Yorker Autorin bereits 1938 geschrieben, nichts von seiner Aktualität verloren. Ein beeindruckender Briefwechsel zwischen einem Juden und seinem einstigen Geschäftspartner, als szenische Lesung zu sehen.

„Du bist in erster Linie Jude und wirst um dein Volk jammern. Das verstehe ich. Das liegt in der Natur des semitischen Charakters. Ihr lamentiert immer, aber ihr seid niemals tapfer genug zurückzuschlagen. Deshalb gibt es Pogrome.“

Martin an seinen ehemaligen Freund, aus: Kressmann Taylor,“ Adressat Unbekannt“. (Hamburg 2015)

Inhalt & Geschichte

1938 wurde der kurze Briefroman, von einer unbekannten Frau, namens Kathrine Kressmanns Taylor, einer ehemaligen Werbetexterin aus New York, geschrieben und noch im selben Jahr zum Bestseller in den U.S.A..
Kressmann Taylor beschreibt in „Adressat Unbekannt“, den Bruch der Freundschaft zwischen einem jüdischen Amerikaner und einem amerikanischen Deutschen und analysiert die Schrecken des Nazismus zu einem sehr frühen Zeitpunkt.

Der gebürtige Deutsche Martin kehrt Ende1932 aus seiner Wahlheimat U.S.A., in sein Geburtsland zurück. Die ehemaligen Geschäftspartner, der jüdische Amerikaner Max und der Deutsche Martin schreiben sich Briefe. Binnen kürzester Zeit nach der Machtübernahme Hitlers wird der ehemalige Freund zu einem überzeugten Nazi, der anfängt im „3. Reich“ Karriere zu machen, und seinen Freund verrät. Dessen in Deutschland lebende
Schwester, die bei ihm Zuflucht sucht, liefert er der Sa und damit dem sicheren Tod aus. In „Adressat Unbekannt“ rächt sich am Ende der Jude am Nazi….

„Adressat unbekannt„, wurde 1938 von Kathrine Kressmann Taylor geschrieben und in der New-Yorker Zeitschrift „Story“ veröffentlicht.

Nachdem die Buchfassung 1939 einen Riesenerfolg in den USA hatte und auch in gekürzter Form von Readers Digest einem Millionenpublikum bekannt gemacht wurde, geriet „Adressat unbekannt“ in Vergessenheit, bis der Briefroman etwa 60 Jahre später wieder entdeckt wurde und in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts auch in Deutschland und Frankreich zum Bestseller wurde.

„In der Sommerausgabe des Jahres 1992 druckte Story „Adressat unbekannt“ noch einmal ab. Angesichts der grassierenden Fremdenfeindlichkeit in vielen Ländern der Welt war die soziale Bedeutung des Buches von neuem augenfällig. Die neonazistischen Strömungen im wiedervereinten Deutschland, das erneute Aufkeimen von antisemitischen Haltungen in Osteuropa und die zunehmende Popularität der weißen Suprematisten in den Vereinigten Staaten klangen wie ein unheimliches Echo der Vergangenheit.“ (Lois Rosenthal, Herausgeberin der Zeitschrift „Story“.)
„Nie wurde das zersetzende Gift des Nationalsozialismus eindringlicher beschrieben. Adressat unbekannt“ sollte Schullektüre werden, Pflichtlektüre für Studenten, es sollte in den Zeitungen abgedruckt und in Cafés diskutiert werden.“
(Aus dem Nachwort von Elke Heidenreich)

Ensemble

SAMUEL POCK – Max Eisenstein
BENJAMIN SPINDELBERGER – Martin Schulse
ANNA STARZINGER – Komposition, Cello
KATHRINE KRESSMANN TAYLOR Autorin

Fotos

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